REGIE STATEMENT
9. November 1989 – das ist nicht nur der Tag, an dem die Mauer gefallen ist, sondern auch der Tag, an dem ich endlich von meinem ungeliebten Sport erlöst wurde. Seit ich denken kann, wollte ich nie Wasserspringerin werden und doch hatte ich eine bilderbuchartige DDR-Karriere hingelegt. Ich war fünf Jahre alt, als ich im Kindergarten von Funktionären "gesichtet" wurde. Wenige Tage später begann das Training. Und war man erst einmal im sozialistischen Leistungssportsystem und einigermaßen talentiert, kam man da so schnell nicht wieder heraus. Ich war gefangen.
Obwohl ich selbst einschlägige Erfahrungen im DDR-Sportsystem gemacht habe, oder gerade deshalb, stört mich das eindimensionale Bild, das immer wieder vom DDR-Sport vermittelt wird. Die haupt-sächliche Reduktion auf das Thema Doping wird dem, was ich persönlich erlebt habe, nicht gerecht. Einerseits war das Leistungssportsystem der DDR viel perfider und subtiler als allgemein dargestellt, und somit gehen die Probleme, die sich daraus ergeben, weit über die viel zitierte Dopingpraxis hinaus. Andererseits wird man durch diese einseitige Darstellung und die Unterteilung der Sportler in Täter und Opfer ihren unglaublichen körperlichen und mentalen Leistungen nicht gerecht. Mich beschäftigte immer die Frage, warum es tatsächlich so viele gab, die sich dem Drill und dem Druck freiwillig ausgeliefert haben. Oder wurden sie auch gezwungen, so wie ich?
Im Januar 2008 begann ich mit der Recherche zu EINZELKÄMPFER. Ich habe mit sehr vielen gesprochen, am Ende entschied ich mich für Ines Geipel, Brita Baldus, Udo Beyer und Marita Koch, weil sie nicht nur großartige Sportler waren, sondern weil sie mir, jeder auf seine Weise, sehr nah sind. Diese Vier sind für mich in ihrer Unterschiedlichkeit fast schon wie ein Querschnitt der Menschen in der DDR, mit all ihren Hoffnungen, Widersprüchen, Versprechen, Enttäuschungen und den kleinen, großen Momenten vom Glück. EINZELKÄMPFER ist also kein weiterer Film über Täter und Opfer, sondern über Menschen und deren ganz eigenen privaten Geschichten.
Sandra Kaudelka
Genre | Dokumentarfilm |
Herstellungsland | Deutschland |
Herstellungsjahr | 2013 |
FSK Hauptfilm | ab 0 Jahren |
FSK Trailer | ab 0 Jahren |
Länge | 93 Minuten |
Bildformat | 16:9 (1:1,85) |
Tonformat | 5.1 Digital |
Sprachfassung(en) | Deutsch |
Verfügbare Kopien | Information über die Dispo erhältlich |
Buch und Regie | Sandra Kaudelka |
Kamera | Jenny Lou Ziegel, Hendrik Reichel |
Schnitt | Sandra Kaudelka, Vessela Martschewski |
Ton | Felix Heibges |
Musik | Cassis Birgit Staudt |
Produzenten | Martin Heisler (Lichtblick Media) |
Mitwirkende | Marita Koch, Brita Baldus, Ines Geipel und Udo Beyer |
EINZELKÄMPFER ist der beeindruckende Film von Sandra Kaudelka – selbst ehemalige Leistungssportlerin und DDR-Meisterin – über ein untergegangenes Land, seinen tristen Alltag und seine Gier nach internationaler Anerkennung. Es ist ein berührendes, aufwühlendes Portrait von vier ehemaligen Sportlerstars der DDR, die bis an die Grenzen ihrer mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit gegangen sind – und darüber hinaus.
Filmisch wurde der Leistungssport in der DDR bisher hauptsächlich unter dem Fokus „Doping“ behandelt. Für ihren Dokumentarfilm wählte die Filmemacherin einen differenzierteren Blick, hatte sie doch die Gnadenlosigkeit des Staates am eigenen Leib erlebt. Sie konnte deshalb das Vertrauen ihrer vier Protagonisten gewinnen, die alle Sportgeschichte geschrieben haben: Marita Koch (Läuferin), Udo Beyer (Kugelstoßer), Brita Baldus (Springerin) und Ines Geipel (Sprinterin).
Der Film erzählt einfühlsam einen wichtigen Teil der deutschen Geschichte – vor und nach der Wende – spannend, ergreifend und mit politischer Brisanz. Aus einer seltenen Innensicht.
„bewegend uns sehr persönlich“
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